Straßenbahn in Frankreich - Toulouse

Im Süden Frankreichs gelegen ist Toulouse heute als Wirtschaftsstandort bekannt - der größte Arbeitgeber der Stadt ist der Flugzeugkonzern Airbus. Darüber hinaus ist Toulouse nach Paris und Lyon die größte Universitätsstadt und die am schnellsten wachsende Agglomeration Frankreichs. Seit 1993 fährt dort eine fahrerlose VAL-Métro, die 2007 um eine zweite Linie ergänzt wurde. Eine weitere Strecke wird als S-Bahn betrieben. Die neue Linie T1 ist aber eine Tram - sie verbindet den Verkehrsknotenpunkt "Arènes" mit dem Airbus-Firmenstandort und einem Stadtentwicklungsgebiet. Die Stadt ließ es sich nicht nehmen, Airbus mit der Gestaltung ihrer 18 Citadis-Fahrzeuge zu beauftragen, und es ist ein durchaus schnittiger Entwurf herausgekommen. Leider flogen die Jets anfangs noch am Aéroport de Blagnac vorbei, was der Strecke heftige Kritik eingetragen hat - der fehlende Ast wurde aber inzwischen eröffnet, der Flughafen soll auch an das nationale TGV-Netz angebunden werden.

Am stadtseitigen Ende wurde 2013 die Verlängerung bis "Palais de Justice" eröffnet, wo die Metrolinie B erreicht wird; ob und wann die 400 Meter zur ursprünglich geplanten Endstation "Rond Point" folgen scheint derzeit noch unklar.

Ursprünglich begann die Linie an der Station "Arenes" der VAL-Metro. Diese fahrerlosen Miniaturbahnen sind für Frankreich typisch; die Idee dahinter ist, durch kleine Stationen und Tunnelquerschnitte Kosten zu sparen, dafür aber ein sehr dichtes Intervall anzubieten.

Die Tramway von Toulouse ist überraschenderweise der Neubaustrecke der Wiener Linie 26 sehr ähnlich. Beide beginnen bei einer U-Bahn-Station, durchqueren dann fast dörfliche Stadtrandstrukturen und erreichen schlussendlich ein großes Stadterweiterungsgebiet. In Toulouse heisst es "Andromede", in Wien "Seestadt". Noch weitgehend unbebaut sind beide, während in Wien aber eine U-Bahn-Stelzentrasse aus Beton das künftige Stadtviertel durchschneidet, wird hier schon ein grüner Rasenteppich ausgerollt, bevor die ersten Häuser stehen. Es dürfte auch billiger sein, alle 10 Minuten eine Tramway in unbebautes Gebiet zu schicken, als einen U-Bahn-Langzug für 800 Passagiere.
Die ersten Bilder zeigen Bereiche, die in der Gegend des Kagraner Platzes in Wien ähnlich sind. Leider werden hier die Unterschiede in der Baukultur zwischen dem kultivierten Westeuropa und Österreich schmerzlich bewusst.

Am Ende der Strecke dann "Andromede". Ausser einem Park&Ride-Platz und dem Straßenbahndepot ist dort noch nicht viel zu sehen; die ersten Wohnhäuser sind aber schon bezogen, die Gegend macht einen gepflegten Eindruck.

Die inzwischen eröffnete Abzweigung zum Flughafen wurde von Richez Associes entworfen.

Interessante Vorschläge zum weiteren Ausbau kamen 2013 von den Verkehrsbetrieben: Die beiden bestehenden Linien (am Plan Richtung Norden) wären entlang des Canal du Midi rund um die Innenstadt geführt und mit einer neuen Linie Richtung Südosten ergänzt worden. Leider wurde das Projekt 2014 nach einem politischen Wechsel zugunsten einer neuen Metrolinie (Kosten: mehr als 3 Milliarden Euro!) annulliert.

Projet Canal du Midi du tramway

Nun soll eine kurze neue Strecke die künftige Metro mit dem Flughafen verbinden. Insgesamt ist die Tramway von Toulouse ein Sonderfall, sie erreicht nicht das Zentrum oder den Bahnhof, für die weitere Entwicklung sieht es schlecht aus, die Stadt konzentriert sich auf die Metro. Allerdings sollen neue Alstom-Züge gekauft werden, um das Intervall vor allem Richtung Flughafen zu verbessern. Um Kosten zu sparen werden diese neun Züge zusammen mit Brest (8) und Besancon (5) bestellt.

Netzplan

Tramway in Toulouse (offizielle Seite)


Die Zukunft der Städte, Seite 136

Alle Viennaslide-Fotos zur Tramway Toulouse

Lage in Frankreich

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Letzte Änderung: 13.4.2023