Straßenbahn in Frankreich - Brest

Brest ist die zweite westfranzösische Hafenstadt, die sich mit einer neuen Straßenbahn schmückt. Die Stadt liegt am westlichsten Ende Frankreichs; ähnlich wie Le Havre war sie im Krieg deutsch besetzt und erlitt heftige Zerstörungen durch die Kampfhandlungen. Der Wiederaufbau gelang dann allerdings nicht so gut wie in Le Havre; die Stadt wird durch Zweckbauten geprägt. Seit den 1980er Jahren versucht die Stadt nun, von der Industrie verlassene Viertel und Areale neu zu nutzen, die Straßenbahn ist dabei Teil der Entwicklungsprojekte.

Ein erster Anlauf erfolgte bereits 1984; nach einer Studie, die ein Grundnetz von zwei Linien vorschlug, stimmte der Gemeinderat 1988 für das Projekt. Nicht so die Bürger der Stadt, die 1990 mit großer Mehrheit gegen die Pläne votierte, damit musste die Idee vorläufig begraben werden. In den nächsten Jahren plante man Buslinien auf Eigentrassen; 2001 gewinnt der Sozialist François Cuillandre die Kommunalwahlen, er hatte mit einem Straßenbahnprojekt geworben, trotz der Ablehnung von 1990.

2009 konnte endlich mit dem Bau begonnen werden, 2011 waren die Arbeiten weitgehend abgeschlossen, am 23.6.2012 fuhr der Eröffnungszug. Einige Bereiche im Stadtzentrum werden durch die Tram zu Fußgängerzonen. Technisch herausfordernd an der Linie ist die Führung über die Pont de Recouvrance – eine riesige Hebebrücke, die ein Hafenbecken überspannt und etwa zehn Mal jährlich gehoben wird..

Die 20 Straßenbahnwagen wurden gemeinsam mit Dijon beschafft, um Kosten zu sparen; die erste Linie ist 14,3 km lang und bedient 27 Stationen. Die Gestaltung der Infrastruktur ist solide und zweckmäßig, auch wenn inzwischen auf die Designspielereien der früheren Systeme verzichtet wird, ist die Strecke stilsicher und geschmackvoll. Die Frequenz von derzeit 36.000 täglichen Fahrgästern liegt geringfügig unter den berechneten Zahlen von 45.000

Inzwischen ist eine zweite Linie in Planung. Sie wird den Bahnhof über die Avenue Foch und Bellevue mit der Klinik Cavale-Blanche verbinden. Kosten soll das etwa 125 Millionen Euro, der vom Bürgermeister gewünschte Betriebsbeginn wäre der 14. Februar 2026; zusätzlich soll ein "Bus mit hoher Servicequalität" entstehen. Diese Busse sind eine französische Spezialität, sie werden in dichtem Intervall auf eigener Spur betrieben und dort gebaut, wo die Frequenz für eine Straßenbahn nicht ganz reicht.




Bilder/Montagen oben: Agglomeration brestoise | Fotos unten: © Cyrille Dubreuil



Im Zentrum entstanden neue Fußgängerzonen; die Tram bringt aber auch viel Grün in die Stadt, was selbstverständlich gut kommuniziert wird. 2022 ist der Bürgermeister stolz darauf, die Entscheidung damals durchgezogen zu haben. Die Bevölkerung habe die Art und Weise über die eigene Stadt zu denken verändert; Die Tram hat das beschleunigt. Und wie kann es weitergehen?

"In Zukunft kann man sich sehr gut vorstellen, die Linien nach Plouzané, Guipavas und Gouesnou auszuweiten, wenn die Mittel dafür vorhanden sind. Es gibt eine echte Überlegung, die in Bezug auf die Mobilität angestellt werden muss. Fragen Sie den Bürgermeister von Plougastel-Daoulas: Er kann sich sehr gut vorstellen, dass morgen, nachdem der Staat die Albert-Louppe-Brücke wieder in Ordnung gebracht hat, eine Straßenbahnlinie oder ein Bus mit hohem Servicegrad Plougastel mit Brest verbinden wird. Das wäre eine Möglichkeit, die Staus zu bewältigen, die auf der Iroise-Brücke dramatisch werden..."

Netzplan


Die Zukunft der Städte, Seite 148

Lage in Frankreich

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Copyright Harald A. Jahn / www.viennaslide.com
Letzte Änderung: 9.10.2023

Design Tramway: Avant-Premiere Lyon
Bilder/Montagen: Agglomeration brestoise
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Ergänzende Fotos: © Cyrille Dubreuil / www.cyrilledubreuil.com