Straßenbahn in Frankreich - Montpellier

Im Juni 2000 wurde die erste, 15 km lange Tramwaylinie eröffnet. Typisch für die "Tramway Bleu": Die Dekoration mit weissen Schwalben, die sich auch durch die Werbelinie des Unternehmens zieht. Wegen des großen Erfolges verlängert: Bereits nach zwei Jahren mussten die breiten Citadis-Fahrzeuge um ein Modul ergänzt werden.

Der Umbau der Innenstadt von Montpellier samt Integration der Tram lässt sich mit zwei Worten auf den Punkt bringen: Mut und Konsequenz - genau an diesen beiden Attributen mangelt es der Wiener Verkehrsplanung seit so langem.

An den Stadteinfahrten befinden sich bereits die Schilder "Parking Tramway" - für 4 Euro pro Tag erhält man Tageskarten für alle Insassen des Fahrzeuges; damit lockt man Autofahrer zum Umsteigen - die messen prinzipiell in Kosten fürs Auto und nicht pro Mitfahrer.

Das Design der Fahrzeuge ist poppig, freundlich und witzig; die Wagen sind natürlich klimatisiert. Der Führerstand ist transparent, die Bedienelemente ergonomisch, so wie man auch dem Fahrgastraum ansieht, wie sorgfältig alle Details durchdacht sind. Typisch für die Citadis-Wagen sind die großen Auffangräume mit Lehnhilfen in den Zwischenmodulen, während die kürzeren Fahrwerkmodule ausschließlich Sitzplätze bieten. Ein kleiner Schwachpunkt sind viellecht die Einfachtüren an den Wagenenden, allerdings ist es in Frankreich nicht wie in Wien üblich, dass alle Fahrgäste bei der ersten Türe einsteigen.



Die Tramstrecken verlaufen in Schlangenlinien durch die Innenstadt; generell fahren Straßenbahnen in Frankreich eher dorthin, wo es Fahrgäste gibt, Umwege werden in Kauf genommen. Herzstück des Netzes ist die Fußgängerzone um die Place de la Comédie, die von den Linien A und B befahren wird. An die Innenstadt anschließend ein interessantes Neubauviertel: Mit dem Antigone-Viertel versuchte sich die Stadt ein neues Zentrum zu schaffen, auch als Gegenstück zum weniger gelungenen und massiven "Polygone"-Einkaufszentrum aus den 1970er-Jahren; wie ein Riegel trennten "Polygone" und die Bahnstrecke die Stadt vom Fluss. Mit "Antogone" und der im Sommer 2000 eröffneten Tram wurde der Fehler weitgehend behoben.


Alle Viennaslide-Fotos der Linie 1


2006 kam die zweite Linie - sie durchquert die Stadt etwa in Nord-Süd-Richtung, das typisch französische Denken in einzelnen Linien bescherte ihr völlig anders gestaltete Fahrzeuge. Die Aussenstrecken führen in derzeit wenig bebaute Vororte, dementsprechend sparsam ist die Strecke eingleisig, nur jeder zweite Zug bedient die Endstationen.

Das Video zeigt eine typische Fahrt in Montpellier - man beachte die präzise Steuerung der Ampeln, die ruhige Fahrt und die hohe Reisegeschwindigkeit!

Alle Viennaslide-Fotos der Linie 2


Die Fahrzeuge der 22 km langen dritten Linie gestaltete der Modeschöpfer Cristian Lacroix. Sie sollen an die Unterwasserflora des Mittelmeers erinnern - die Linie fährt Richtung Küste.

Alle Viennaslide-Fotos der Linie 3


Wieder sechs Jahre später gab es Kurz vor dem Start der Linie 3 noch eine Überraschung: eine Linie 4 wurde aus dem Hut gezaubert, die anderen Linien neu geordnet und besser den Bedürftnissen angepasst. Die Schleife der Linie 2 wurde zugunsten einer geraderen Stadtdurchquerung aufgegeben und von der neuen goldenen Linie 4 übernommen. Ähnliches gilt für die neue Linie 3, die nun gerade durch die Stadt fährt. Mit der Fertigstellung der nächsten Strecke umfährt die Linie 4 seit 1.7.2016 nun das Zentrum als Ringlinie.

Alle Viennaslide-Fotos der Linie 4


Mit der neuen Straßenbahn haben sich die Fahrgastzahlen im Vergleich zur schienenlosen Zeit etwa verdreifacht. Die Planung der Linie 5 war bereits weit fortgeschritten, als es 2014 zu einem politischen Wechsel kam; der Bau wurde auf Eis gelegt, offensichtlich wollte sich die neue Führung mit Alternativvorschlägen profilieren. Statt dem bisherigen Projekt sollte nun die Linie 3 zum Meer verlängert werden. Im April 2016 kündigte der Bürgermeister aber überraschend an, dass das Projekt doch wieder aufgenommen werden solle, allerdings mit einer kostengünstigeren Trasse. Inzwischen laufen die Vorbereitungen wieder auf Hochtouren, bis 2025 soll die Linie 5 verwirklicht werden.

Die ursprünglichen Entwürfe für die Züge der Linie 5 stammen von Miss.Tic, einer Pariser Graffity-Künstlerin (oberes Bild); sie werden nach der Neugestaltung des Tramwayprojektes aber nicht umgesetzt, stattdessen werden sich Schlingpflanzen um die Tramway ranken (Bild unten).







Geliefert werden die neuen Züge von CAF in Spanien, es sind CAF Urbos 100X mit 43 Metern Länge, einer Breite von 2,65 und einem Fassungsvermögen von 304 Passagieren.

Abgesehen von diesem Neubauprojekt wird bis 2025 die Linie 1 verlängert, sie soll von der Station "Odysseum" weiter zum TGV-Bahnhof Cambacérès – Gare Sud de France fahren.

Seit September 2023 ist der ÖPNV für die Bewohner der Stadt kostenlos.

Netzplan (zentraler Bereich): 2010 - 2011 - 2012 - 2016

Ursprüngliches Konzept und Überlegungen zur weiteren Netzentwicklung

Tramway in Montpellier (offizielle Seite)

Interaktiver Netzplan

Offizielle Projekthomepage Linie 5

Gleisplan

Eine ausführliche private Seite


Die Zukunft der Städte, Seite 82

Lage in Frankreich

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letzte Änderung: 9.10.2023