Im Jahr 2000 entschied sich auch Marseille, in die Reihe der neuen Straßenbahnstädte einzutreten. Als Besonderheit verkehrte in Marseille noch eine Tramway alten Typs, die einzige teilweise unterirdische Strecke wurde aber in das neue Netz einbezogen. Die Entwürfe für die neuen Niederflurfahrzeuge sind - typisch für Frankreich - extravagant und der Hafenstadt angepasst. Wie gläserne Boote durchkreuzen die Fahrzeuge seit 30.6.2007 die Stadt - auf drei Linien mit 42 Stationen.
Marseille ist keine Kleinstadt und verfügt seit längerem über zwei Metrolinien. In Marseille überlebte auch bis zuletzt eine Tramway alten Stils, die Linie 68; sie wurde mit PCC-Wagen betrieben und war eine wichtige
Verbindung des Bahnhofes Blancarde mit dem Stadtzentrum, wobei die letzte Station (Noailles, auch Metrolinie 2) durch ein Tunnel erreicht wurde. Diese alte Meterspurlinie wurde nun völlig neu gebaut, der Tunnel renoviert und auf ein Gleis reduziert, das breitere Profil der Normalspurwagen ließ kein zweites Gleis mehr zu. Die Bilder zeigen die Strecke der ehemaligen Linie 68 in heutigem Zustand.
Das Depot St-Pierre wurde weitgehend um- bzw neu gebaut; ab hier geht es auf einer neuen Strecke in die Vorstädte. Auch in Frankreich liegt nicht überall Rasengleis! Das rechte Bild zeigt eines der "Boote" in voller Pracht, es ist erstaunlich, was man aus dem auch in Innsbruck, Graz und Linz verkehrenden "Cityrunner" alles machen kann, wenn man französische Designer ranlässt - vor allem im Vergleich mit den neuen Wagen in Innsbruck, die so klobig wirken!
Zurück in die Innenstadt - die neue Strecke wurde nach französischem Standard gebaut, die vorher vom Autoverkehr geprägten Straßen freigeräumt bzw Parkplätze und Individualverkehr massiv reduziert, zu Gunsten von Tram und Fußgängern. Nahe des Alten Hafens im Stadtzentrum ist bereits das Gleisdreieck für die künftige neue Linie fertiggestellt. Natürlich waren die auf den Bildern sichtbaren Boulevards vorher fest in der Hand des Autoverkehrs - heute sind sie von Straßencafés gesäumt...
Nach der Schaffung des Grundnetzes kam es zu einer überraschenden Stagnation. Abgesehen von der Verlängerung um eine Station im Bereich des Stadtentwicklungsgebietes am Meer (Euroméditerranée) passierte einige Jahre lang nichts; Die Erweiterungen im Stadtzentrum wurden aufgeschoben. Inzwischen wurde aber im Juni 2015 endlich die kurze Strecke der Linie T3 nach Castellane eröffnet.
In Marseille wird übrigens kritisiert, was hierzulande als Idealzustand propagiert wird: Ein Metronetz mit langen Stationsabständen und einer parallel verlaufenden Straßenbahn zu Feinerschließung. Die Kritiker sind der Meinung, dass echte Neuerschließungen wichtiger gewesen wären als eine weitere Stärkung bestehender Achsen.
Die weitere Entwicklung des Netzes ist derzeit unklar, neben einigen Verlängerungsprojekten war eine Verbindung zur neuen Tram in Aubagne angedacht, die nach dortigen politischen Änderungen aber wohl nicht kommen wird. Die in den ursprünglichen Plänen enthaltene und dann eliminierte Linie nach Quatre-Septembre in der Altstadt könnte nun doch kommen, auch sollen alle Linien verlängert werden. Im Herbst 2019 präsentierte die SNCF ihre Pläne für eine neue unterirdische Eisenbahnverbindung durch die Stadt, hier wird auch eine neue Straßenbahnlinie erwähnt:
Netzplan, ursprüngliches Konzept
Metro und Tramway Marseille (offizielle Seite)
Die offizielle Webseite der Netzerweiterungen
Alle Viennaslide-Bilder vom Betrieb in Marseille
Die Zukunft der Städte, Seite 129
Lage in Frankreich
zur Startseite / Navigationsframe nachladen
Copyright Harald A. Jahn / www.viennaslide.com
Letzte Änderung: 13.3.2023