Karlsruhe

Für das Stadtbahnsystem von Karlsruhe stehen alle Signale auf "freie Fahrt". Die Stadtbahn von Karlsruhe - das ist ein Netz von weit ins Umland ausstrahlenden Stadtbahnlinien, die teilweise auch Geleise der Deutschen Bahn mitbenützen. In kurzen Intervallen werden relativ eng beieinanderliegende Stationen bedient, die Bahn hält dort, wo die Menschen sind. Immer wieder werden Orte auch direkt als Straßenbahn durchfahren, um möglichst nahe an die Fahrgäste heranzukommen. Die Strecken ähneln der "Wiener Lokalbahn", es gibt das "System Karlsruhe" also schon lange auch in Wien, was leider oft übersehen wird. Zusätzlich zu den Stadtbahnlinien verkehren in Karlsruhe auch klassische Straßenbahnen.

Eine der unglaublichsten Nahverkehrs-Erfolgsstories der Welt nahm schon 1957 mit der Albtalbahn ihren Anfang. Nach den damals unumgänglichen Diskussionen über eine eventuelle Einstellung der Strecke entschied man sich gegen den Zeitgeist - und für den Ausbau zu einer schnellen Straßenbahn, die sich mit Vollbahnzügen die Gleise teilen sollte. Schon früh waren die Voraussetzungen günstig für weitere Ausbauten, das Netz in gutem Zustand. 1975 kam es zur nächsten Eröffnung, einer Zweigstrecke der Albtalbahn nach Ittersbach. Seitdem verging kaum ein Jahr ohne neue Feierlichkeiten. Erstmalig fuhr dann 1979 eine Straßenbahn auf DB-Gleisen.

Die Passagierzuwächse waren bei jeder neuen Strecke enorm, teilweise misst man in hunderten Prozent... Hier zeigt sich überdeutlich, wie man durch Wegfall der Umsteigezwänge Fahrgäste gewinnt. Der mit Abstand schönste Erfolg war dann aber die Inbetriebnahme von Zweisystemwagen, die von Karlsruhe nach Bretten die Hochspannung der Bundesbahn benutzen können. Eine Fahrgaststeigerung von sage und schreibe 3000% an Sonntagen war bisher völlig ohne Beispiel und hat die Leistungen der Karlsruher Verkehrsbetriebe und ihres rührigen Direktors Ludwig weltweit berühmt gemacht.


Die Albtalbahn war der Anfang des Karlsruher Erfolgsmodells. Von der Stadtstrecke kommend, passieren die Züge den Albtalbahnhof und fahren dann halbstündlich nach Bad Herrenalb. Elegante Fahrzeuge und eine herrliche Strecke - diesen Abstecher sollte man nicht auslassen.

Mit der Eröffnung der Murgtalbahn ist nun eine 140 km lange Stadtbahnlinie von Heilbronn nach Raumünzbach in Betrieb. Unten Bilder dieser Strecke: Links ein Stadtbahn-Eilzug nach Heilbronn neben Straßenbahnzügen der Stadtlinien; daneben die Fahrt nach Heilbronn und die Endstation "Heilbronn Harmonie". Diese Strecke ist möglicherweise die Keimzelle für ein eigenes Stadtbahnsystem in der Region Heilbronn.

Die Straßenbahn ist immer noch das unverzichtbare Rückgrat des Karlsruher Binnenverkehrs. Auch hier aussergewöhnlich breite und komfortable Wagen.

Die Kaiserstraße war Nadelöhr und Problemzone. Zug nach Zug fuhr durch die Fußgängerzone, eine erste Bürgerbefragung zum Bau eines Tunnels ging aber gegen die Verbannung der Trams aus der Straße aus. Rechts eine Pro-Tunnel-Werbung auf einem Straßenbahnzug. Inzwischen kam es doch zum Bau der sogenannten "Kombilösung": einem Straßenbahntunnel unter der Kaiserstraße, einer Entlastungsstrecke in der parallelen Kriegsstraße an der Oberfläche und einem Autotunnel darunter. Ob die enormen Kosten (sie stiegen während des Projekts und werde inzwischen auf etwa 900 Millionen Euro geschätzt) das Ergebnis rechtfertigen werden, muss sich erst zeigen.

2020 gaben die Karlsruher Verkehrsbetriebe das geplante neue Liniennetz bekannt; Ende 2021 soll die Tunnelstrecke eröffnet werden. Derzeit (Frühling 2020) laufen die Innenausbauarbeiten und die elektrische Ausrüstung der Tiefstationen.

Zuletzt noch drei Bilder, die die Vielseitigkeit des Karlsruher Systems nochmal zeigt - eine Stadtbahn auf der Straße, beim Wechsel von Vollbahn aufs Stadtnetz und Seite an Seite mit einem ICE der Deutschen Bahn.




Alle Viennaslide-Fotos zur Stadtbahn von Karlsruhe

Im Fahrwasser des Karlsruher Erfolgs: Saarbrücken

Verkehrsverbund Karlsruhe

Schienenverkehr im Stadtlexikon Karlsruhe

Die Kombilösung (Wikipedia)

Alle Fotos entstanden am 14.8.2002. © Harald A. Jahn / Viennaslide


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Letzte Änderung: 7.5.2020