Eigenartiges aus aller Welt

Auf dieser Seite möchte ich Informationen von eigenartigen Betrieben aus der ganzen Welt zusammentragen, die mir gelegentlich so unterkommen.


Seaton Tramway

Hmmm... Noch Modellbahn bzw Gartenbahn, oder schon Straßenbahnbetrieb? Verkleinert nachgebaute Straßenbahnwagen transportieren Passagiere über eine 3 Meilen lange Strecke. Sehr eigenartig, aber typisch britisch...

Seaton Tramway


Ulricehamn

Der Direktor eines etwa 3 km von Ulricehamn entfernten Sanatoriums schlug zur besseren Anbindung an die Stadt den Bau einer Straßenbahn vor. Das einzige Fahrzeug setzte sich im April 1911 zur Jungfernfahrt in Bewegung. Wegen der starken Steigung dauerte die Fahrt länger als der Fußmarsch... Doch nach der Eröffnungsfahrt gab es Streit um die Höhe des Fahrpreises zwischen Stadt und Sanatorium. Weil man sich partout nicht einigen konnte, war die Erste Fahrt auch die letzte; 1917, im Ersten Weltkrieg, führte der Rohstoffmangel zum Abbau der Bahn. Damit endete der Straßenbahnbetrieb, der eigentlich nie stattfand. Der ganzen unglaublichen Geschichte wird durch die Tatsache die Krone aufgesetzt, daß die Straßenbahngesellschaft durch dem Verkauf der Gleise, Schwellen und des Fahrzeugs sogar noch einen Gewinn erwirtschaftete!


London, Post Office Railway

In London verbindet eine ferngesteuerte Mini-Ubahn große Postämter in verschiedenen Stadtteilen. Die etwa 10 km lange Strecke wurde 1927/28 fertiggestellt. Es gab zwar länger schon Überlegungen, das System auf LKW umzustellen, der immer zähere Straßenverkehr ließ die Bahn aber überleben. 1980 wurden neue Fahrzeuge beschafft, sogar von Verlängerungsplänen war die Rede. Leider wurde die Bahn am 30. 5. 2003 nun doch eingestellt - ein Opfer des sinkenden Postaufkommens, wohl wegen Wirtschaftskrise und Internet. Trotzdem sehr schade, dass soviele interessante Ansätze dem kurzfristigen Shareholder Value zum Opfer fallen - die Straßen Londons sind chronisch verstopft, natürlich stecken nun noch mehr LKWs im Stau. Hoffentlich erhält man wenigstens die baulichen Anlagen. Hier zwei Links:

Eine Website dokumentiert die Anlage


Chicago Tunnel Company

Chicago verwirklichte ein System für die städtische Warenanlieferung, das seiner Zeit weit voraus war: Eine Fracht-U-Bahn verband fast alle großen Gebäude der Innenstadt. Vor etwa hundert Jahren wurde das System eröffnet, fast 150 Lokomtiven bewegten insgesamt 3000 Wagen durch die Tunnels. Leider geriet die Betreibergesellschaft in den 20er Jahren immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten; die relative Unbekanntheit der Frachttunnels machte es schwierig, neue Kunden zu gewinnen. Mit der Konstruktion der neuen State Street Subway (für Personentransport) in den 40ern wurden einige der wichtigsten Kunden vom Frachtnetz getrennt. Etwa zur selben Zeit wechselten immer mehr Kunden von Kohle- zu Gasheizungen. Zuletzt wurde nur noch Asche abgefahren, die wenigen Kohlelieferungen erfolgten per LKW. Im Juni 1959 stellte die Chicago Tunnel Company den Betrieb ein.

Dazu scheint mir eine Überlegung wichtig: Wenn nicht einmal ein ausfinanziertes, kaufmännisch abgeschriebenes Transportnetz, das in jedes Haus fährt, bereits in den 1950er Jahren wirtschaftlich nicht mehr tragfähig ist - wie sollen sich dann Hirngespinste eines Elon Musk oder diverser Cargo-Tunnelsystem-Erfinder jemals rechnen?

Ein historischer Artikel über das System
Wikipedia (deutsch)


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Letzte Änderung: 20.12.2019