Straßenbahn in Frankreich - Grenoble

War Nantes ein erstes Experiment mit schwieriger Entstehungsgeschichte und in seinem frühen Stadium noch nicht typisch für die erfolgreichen heutigen Netze, hat man in Grenoble den Grundstein für das heutige Phänomen der neuen französischen Tram gelegt. Hier wurde erstmals ein komplett neues System geschaffen, das von Anfang an auch als Stadtentwicklungsprojekt konzipiert war, in die innersten Stadtbereiche führt und außerdem vollständig barrierefrei für alle Bevölkerungsgruppen nutzbar ist. Ganz bewusst führte man die Strecke oberirdisch ins Stadtzentrum und reduzierte den Autoverkehr. Die Bevölkerung trug dieses Konzept von Anfang an mit – ein Beispiel dafür, dass die Bürger sehr wohl mehrheitlich für „autofeindliche“ Maßnahmen zu gewinnen sind, wenn adäquater Ersatz angeboten wird! Grenoble wurde damit der erste Musterbetrieb für die Neuinterpretation des Systems „Straßenbahn“, der dortige Ansatz Vorbild für die weltweit erfolgreiche Wiedereinführung dieses klassischen Verkehrsmittels. 1983 wurde erstmals in Frankreich eine Volksabstimmung zu einem kommunalen Projekt abgehalten, wobei eine leichte Mehrheit zugunsten des vorgestellten Tramprojektes stimmte. Nach kurzer Bauzeit von nur zwei Jahren wurde die erste Etappe eröffnet. Die Trasse führt teilweise durch äußerst enge Innenstadtstraßen, man hat aber überall flexible Lösungen gefunden. Die Strecken sind fast vollständig vom Autoverkehr getrennt, durch konsequente Bevorrangung konnte die Fahrzeit gegenüber dem früheren Busbetrieb teilweise halbiert werden!

Die beiden derzeitigen Fahrzeuge, TFS2 (links) und der wesentlich längere Citadis (mitte); die TFS2 erhalten laufend Mid-Life-Sanierungen und sehen danach aus wie auf dem Bild ganz rechts:

Perfekte Integration in innenstädtische Räume, auch bei wenig Platz:

Aufwertung des Straßenraumes durch Rasengleis und sorgfältige Gestaltung, sowohl auf Hauptstraßen als auch in engeren Bereichen (auch, um Fußgänger von sensibleren Stellen mit schlechter Sicht fernzuhalten):

Nach dem großen Erfolg des Grundnetzes wurde in Grenoble zügig weitergebaut. Die Linien A und B durchqueren die Stadt, die Linie C tangiert das Zentrum und verläuft entlang großer Boulevards im Westen zu den Universitäten im Osten, wo sie auf die Linie B trifft. Eine (noch) kurze Linie D hat in diesem Bereich ebenfalls ihren Anfang, sie soll künftig als südliche Tangente um die Stadt führen. Die Linie B wurde in ein Stadtentwicklungsgebiet entlang der Eisenbahn verlängert, eine ganz neue Linie E führt seit 2014 aus dem Zentrum in Richtung Norden nach Meylan.

Aktuell wurde im Dezember 2019 die Linie A im Süden von Denis Papin um zwei Stationen in die Gemeinde Pont-de-Claix verlängert. Darüber hinaus kommt es möglicherweise zu einer Neuordnung der Linien, es sollen Überlagerungen geschaffen werden, aus den Linien A bis E würden dann neu T1 bis T8.
Aktuell (2023) wurde die Lieferung bis zu 48 neue Straßenbahnzügen ausgeschrieben (38 + 10 Option).

Netzplan (© Wikipedia/Sea1992, CC BY-SA 3.0, Link)

Tramway in Grenoble (offizielle Seite)

Alle Viennaslide-Fotos zur Tramway Grenoble


Die Zukunft der Städte, Seite 50

Lage in Frankreich

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Letzte Änderung: 9.10.2023